Der Darm und sein Gefühl im Hirn – eine direkte Verbindung

Zuerst ein paar Fakten über den Darm

  • Länge: 7–9 m
  • Oberfläche: 200–300 m²
  • 100 Billionen – 1 Trillion Mikroorganismen, heute Darmmikrobiom genannt, dies entspricht 10 x mehr Körperzellen als ein Mensch hat.
  • 80% aller Zellen die Abwehrstoffe produzieren sind im Darm.
  • Der Darm produziert verschiedene Hormone, inzwischen sind schon mehr als 20 verschiedene bekannt.
  • Das Darmnervensystem hat in etwa gleich viele Nervenzellen wie das Rückenmark.

Immer mehr Forschungsergebnisse zeigen, dass es sehr wichtige Verbindungen zwischen Darm und Gehirn gibt, in beiden Richtungen: die Darm- Gehirnachse.

Die Darm-Gehirnachse

Nervenimpulse, Hormone und Zytokine (von bestimmten Zellen gebildete Wirkstoffe) bewirken im Gehirn verschiedene Dinge wie Appetitkontrolle, Schmerz, Emotionen, Stimmung und Denkprozesse. Natürlich kann das Gehirn auch den Darm beeinflussen. Damit beschäftigen sich die sogenannten Neurogastroenterologen. Diese fanden beim Reizdarmsyndrom und der funktionellen Verdauungsstörung eine starke Häufung von psychischen Störungen. Man unterscheidet einen körperlichen Schmerz und einen Eingeweideschmerz, meist im Bauch lokalisiert. Untersuchungen zeigen, dass mit einem Eingeweideschmerz sehr viel mehr Emotionen verbunden sind. Als Grund wird angenommen, dass auch ohne nachgewiesene organische Ursachen doch leichte Entzündungen nachgewiesen werden können, die die Durchlässigkeit der Darmwand erhöhen kann. Offensichtlich verursachen Stoffe, die bei erhöhter Durchlässigkeit der Darmschleimhaut aus dem Innenraum in die Darmwand austreten, Reizungen des Darmnervensystem und dies wiederum beeinträchtigt die Hirnfunkunktion . Bei Menschen mit Reizdarmsyndrom und Verdauungsstörungen wurden viel häufiger Angststörungen, Depression und psychische Labilität gefunden als beim Durchschnitt der Menschen.

Im Tierversuchen mit Mäusen erzeugte man eine leichte Gastritis oder Darmentzündung und fand, dass diese Tiere um vieles ängstlicher wurden. Dieselbe Beobachtung machte man nun auch bei Patienten mit diesen Krankheiten.

Die Durchlässigkeit der Darmwand bewirkt ein übertreten von Signalstoffen (Zytokinen) und Bakterienbestandteilen in das Lymphsystem der Darmwand und weiter ins Blut und damit ins Gehirn. Dies führt zur Aktivierung biochemischer Prozesse im Gehirn und in weiterer Folge zu depressiven Zuständen und chronischen Erschöpfungszuständen. Dieses Krankheitsgefühl wird noch verstärkt durch Stress und Fieber.

Fazit

Im Gehirn kommen aus dem ganzen Körper Informationen zusammen und lösen dort Veränderungen des Befindens aus. Dies kann insgesamt einen Zustand des Wohlbefindens bedeuten oder aber auch Stimmungsveränderungen im negativen Sinne. Hier scheint der Zustand des Verdauungssystems eine bedeutende Rolle zu spielen.

Quelle: Artikel im Medical Tribune 2012